Stadtgeschichte

 

Stadtgeschichte

Die Artikel wurden nach den Führungen zum 650. Stadtjubiläum aufgeschrieben.

Freiheitsurkunde 1367

Von der frühen Stadtentwicklung bis zum Freiheitsbrief

Vorgetragen am Lenneufer (Nettezufluss)

Frühe Stadtentwicklung
Um 800 … sind Eisenerzfunde rund um Altena belegt. Waldschmiede mit ihren Familien hausen auf den Höhen rund um Altena, fördern die Erze, verhütten sie in Rennöfen zu Osemundeisen, welches sie ausschmieden und daraus Werkzeuge, Waffen und Draht fertigen.
Über 400 Verhüttungsplätze rund um Altena sind nachgewiesen. Der Draht, der für Kettenhemden benötigt wird, wird durch Muskelkraft auf sogenannten Schockenzügen gezogen, bis man im 14. Jahrhundert in Altena eine brauchbare Technik entwickelt, den Draht mit Wasserkraft zu ziehen.

Funde im 19. Jahrhundert durch den Kriminalrichter Castringius weisen darauf hin, das der Burgberg, die Wulfsegge, zu dieser Zeit schon besiedelt war.
1000 / 1100: Grafen von Berg nehmen das Land um Altena als Lehen und bauen die Burg vermutlich zum Schutz der aufkeimenden Eisenindustrie.
Die Grafen legen zwei Vorburgen an als Siedlung in der Nette, durch die eine Hauptverkehrsader von Altena zum Hellweg und ins Bergische Land entsteht, und an der Lenne.
1147 - 1149: Die ersten Bewohner dieser Siedlungen kommen nicht von hier.
1722 präsentiert der Steuerrat von Esselen das Ergebnis seiner Studien, wonach die ersten Siedler, die als „Muselmanni“ bezeichnet wurden. Möglich ist, dass Graf Adolf II. von Berg, der am 2. Kreuzzug teilnahm, Gefangene aus der Westtürkei mitbrachte und hier ansiedelte.
1152 wird die Burg Altena, die bisher im Wesentlichen nur aus Bergfried besteht, weiter ausgebaut und bietet weiteren Mitgliedern der Grafenfamilie Wohnraum
Mehrere repräsentative Wohngebäude, ein Kapelle, Stallungen, Back- und Brauhaus und eine Schmiede entstehen.
1160 Graf Eberhard ist der erste, der sich durchgehend „Graf von Altena“ nennt und seinen ständigen Wohnsitz auf der Burg Altena nimmt.
1189 Graf Friedrich von Altena verlegt den Stammsitz der Adelsfamilie auf die Wasserburg Mark bei Hamm. Die Grafen nennen sich später „Grafen von der Mark“
Die Lebensgrundlage der Altenaer ist das Drahtgewerbe.
Um 1200 stammt die erste bekannte Urkunde der Grafen von Altena. Graf Arnold von Altena gewährt hiermit den Bremer Bürgern freies Geleit durch sein Land.
1315 Unter Graf Engelbert II. von der Mark wird die Pfarrkirche in Altena fertig gestellt, die der Heiligen Katharina von Alexandria geweiht ist (heute: Lutherkirche)
um 1330 … wird die ertragreiche Eisenindustrie des Märkischen Sauerlands unter Graf Adolf II von der Mark weiterentwickelt. Altenaer Bürger entwickeln in dieser Zeit die Technik des Eisendraht-Ziehens mit Wasserkraft.
1346 … übernimmt Graf Engelbert III. von der Mark die Regierungsgeschäfte. Sein Verwaltungssitz ist hauptsächlich die Burg Blankenstein.

1367 … verleiht Graf Engelbert „unsen lieven burgeren tho Althena“ wegen treuer Verdienste gegenüber dem Grafenhaus den Freiheitsbrief.
Mit „Verdienste“ können gemeint sein:
– Die Verteidigung der Burg
– Die Teilnahme an Fehden und Kampfhandlungen des Grafen
– Die gelungene Entwicklung des Drahtziehens mit Wasserkraft.

Mit dem Freiheitsbrief erhalten die Altenaer einen eigenen Gerichtsbezirk.
Genaue Anweisungen für das Gericht sind enthalten. So ist unter anderem festgelegt, dass zugefügte Verletzungen bis ein Fingerglied tiefe mit 5 Mark zu bestrafen sind; bei tieferen Wunden droht der Verlust der Hand. Wer einen anderen totschlägt, ist vogelfrei, und für unblutige Verletzungen – sog. Dullschläge – beträgt die Strafe außerhalb der Freiheit 4 Schilling, innerhalb der Freiheit 5 Mark. Die Bürger dürfen Richter, Bürgermeister und Magistrat selbst wählen.
Das Eichen von Lebensmitteln wird Aufgabe des Bürgermeisters, der auch die Preise Wein, Bier und Brot festlegt.
Die Zollfreiheit in gräflichen Landen ist durch den Freiheitsbrief garantiert, und das Erbrecht wird geregelt. Während bisher die Hinterlassenschaften eines Verstorbenen dem Grafen zufielen, dürfen nun auch Verwandte erben.
Die Bürger dürfen ihr Vieh zur Mast in die Markenwälder treiben. Außerdem darf kein Altenaer Bürger zu Arbeiten an landesherrlichem Eigentum gezwungen werden; nur beim Brückenbau müssen sie Handlangerdienste verrichten, allerdings auf Kosten des Grafen.

Ein Marktrecht ist in diesem Freiheitsbrief noch nicht erhalten. Einen Wochenmarkt erhalten die Bürger erst 1414 von Graf Adolf II. (später Herzog von Kleve).

1395 … wird die erste Drahtrolle, eine „Harnaschrolle“ in der Nette Das Drahthandwerk war und ist bis heute die wichtigste Einnahmequelle für Altena.
1770 bekräftigt König Friedrich II. (der Große) von Preußen das Privileg, dass Altenaer Männer wegen der Wichtigkeit des Drahthandwerks keinen Wehrdienst leisten brauchen.
Heute beträgt der Anteil des Drahtes aus Altena 18 % der Welt-Drahtherstellung.

zusammengestellt von Gerd Klimpel.

Markaner

Handel und Verkehr in Altena

Aus der Zeittafel zur Geschichte der Drahtindustrie von Paul Rump , veröffentlicht 1963 in dem Buch „Das Herz des Märkischen Sauerlandes“ kann man viele Hinweise zu dem Thema finden. Um 1200 entstanden die ersten Handelsbeziehungen der Grafen von Altena mit Köln und Bremen. 1302 wird an einer niederländischen Zollstelle zum ersten Mal süderländischer Osemund erwähnt, das Vormaterial für die Drahtzieherei.

Um 1400 zur Zeit der Hanse wird Altenaer Draht zum großen Teil nach Soest und Dortmund geliefert, von wo aus er durch Kaufleute entweder über Lübeck nach Skandinavien, Norddeutschland, Polen und Russland oder über Köln nach Holland und England geht.

Am Markaner hat es seit Jahrhunderten einen Verkehrsknotenpunkt gegeben. Warum gerade hier? Hier treffen die Wege und Straßen zusammen, die früher schon nach Iserlohn, nach Hemer und Balve und über die Lenne führten. Hier war einer der Punkte , an dem der Gemeindediener die Bekanntmachungen ausschellte und auf große Plakate geschrieben anheftete.

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Hier wanderten die Zöger mit ihren Drahtenden und fuhren die Fuhrleute mit ihren Karren über den Berg nach Iserlohn und weiter auf den Hellweg. Auf dem Rückweg brachten sie das Brotgetreide und viele andere Waren mit, die in Altena nicht hergestellt werden konnten. Oft waren es auch die Bäcker die auf der Einkaufsfahrt für das Brotgetreide den Draht mitnahmen, der dann entsprechend eingetauscht wurde.
Die Wege waren beschwerlich, weil sie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ausschließlich über die Berge führten. Die heutigen Wanderwege, vor allem der Drahthandelsweg können einen Eindruck davon vermitteln. Auch die Nette war eng und konnte teilweise nur mit Handkarren befahren werden. Später kam der Knotenpunkt für Kraftfahrzeugverkehr dazu und die Nähe zur Großen Brücke und damit zum Bahnhof . Auch die Straßenbahn und die Industriebahn mit der dicken Berta taten ab Ende des 19. Jahrhunderts ein übriges, den Punkt belebt und attraktiv zu machen, aber eben auch eng und oft verstopft, wie auf den alten Bildern zu sehen.

Die Drahtzieherei und der Handel mit Draht waren über Jahrhunderte die Lebensgrundlage der Altenaer. Das 19. Jahrhundert war die Zeit der Firmengründungen und gleichzeitig die Zeit des sog. Kunststraßenbaus. Vor allem nachdem 1834 durch den Zollverein die Schlagbäume zwischen den vielen Kleinstaaten geöffnet wurden, deren Grenzen bis dahin den Handel arg behindert hatten entwickelte sich Handel und Verkehr. In der Mitte des Jahrhunderts wurden nicht nur die Straßen nach Siegen und Hemer fertig gestellt sondern auch das Eisenbahnnetz wurde ausgebaut und die Strecken nach Siegen und Letmathe fertiggestellt.

1875 wurde die Handelskammer in Altena eingerichtet und sorgte in den nachfolgenden Jahren für eine allgemeine wirtschaftliche Belebung in Altena.
In den 1880er Jahren kamen die Schmalspurbahnen nach Lüdenscheid und durch die Nette dazu. Einen Eisenbahntelegraph gab es schon seit 1860, 1885 wurde der Fernsprechverkehr eingerichtet. Natürlich ging es durch den 1. Weltkrieg und die Nachkriegszeit, sowie die Weltwirtschaftskrise 1929 – 32 erst einmal wieder Bergab. Dennoch gab es auch in den 1920er Jahren noch Firmengründungen, wie z.B. die heute noch bestehende Firma Finkernagel.

Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 kam die gesamte Wirtschaft unter staatliche Lenkung . Der 2. Weltkrieg brachte den Handel zum Erliegen und in der Nachkriegszeit dauerte bis weit in die 50er Jahre bis es wieder aufwärts ging.

Dann allerdings wurde durch die Zunahme des Straßenverkehrs besonders der LKWs sehr bald das Problem der engen Straßen und Schienenübergänge in Altena spürbar. Die Enge der Täler führte nicht nur zu Verkehrsproblemen, sondern auch dazu, dass viele Firmen abwanderten und sich dort ansiedelten, wo sie Platz für Fertigungsstraßen fanden.
Die Verkehrsprobleme führten dazu, dass in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts fast alle Brücken in Altena durch neue Bauwerke ersetzt wurden, vor allem um die Schienenübergänge abzuschaffen, die sowohl Straßen- wie Bahnverkehr behinderten. Die Linscheidbrücke konnte bereits 1977 eingeweiht werden. Ab 1971. begannen die Baumaßnahmen für die Fritz-Berg-Brücke , die 1984 fertiggestellt wurde.. Ihr folgten die Mittlere Brücke 1983, nun als Fußgängerbrücke, 1988 die Pott-Jost-Brücke als Ersatz-Bauwerk für die Steinerne Brücke, die nun ebenfalls nur noch eine Fußgängerbrücke ist, nachdem 1989 eine Unterführung unter der Bahnlinie gebaut wurde. 1977 wurde die Eisenbahnbrücke, die in Bahnhofsnähe die Schmalspur-Industriebahn mit der Bundesbahn verband, abgebrochen. Der Lastverkehr durch die Nette war komplett auf die Straße verlagert worden.

Die alte Steinerne Brücke stammte von 1570 und war mit 3 später 4 Gewölben über Jahrhunderte weithin der einzige gesicherte Lenneübergang. Die anderen Brücken waren aus Holz und überquerten die Lenne dicht über dem Wasserspiegel , was zur Folge hatte, dass sie bei Hochwasser oder Eisgang häufig zerstört wurden. Oft dauerte es mehrere Jahre, bis sie wieder ersetzt werden konnten. Auch die Steinerne Brücke wurde 1682 durch Eisgang zerstört.

Zu Ende des 2. Weltkrieges wurden alle Brücken außer der oben genannten Eisenbahnbrücke gesprengt. Allerdings begann man schnellsten mit dem Wiederaufbau und behalf sich zunächst mit einer Notbrücke aus Holz, die bei Nüter – heute Cuzina – über die Lenne geschlagen wurde.

Heute können wir uns darüber freuen, dass die Stadtteile auf den beiden Lenneseiten durch insgesamt 8 Brücken sehr gut miteinander verbunden sind.

Felsenplatz

Bauen und Wohnen

Vorgetragen am Felsenplatz

Vor dem Beginn des 18. Jahrhunderts gibt es kaum Aufzeichnungen über das Bauen und Wohnen in Altena, man kann nur einiges aus anderen Informationen erschließen.

Die Stadt hat wahrscheinlich mit der Ansiedlung weniger Eisenverhütter , Schmiede und Drahtzieher vorzugsweise in der Nette begonnen, dazu kamen dann Fischer und Handwerker. Versorgt wurden sie zunächst durch die Bauern, die auf den Höhen siedelten, da an den steilen und steinigen Hängen kein Ackerbau betrieben werden konnte später dann brachten die Fuhrleute, die den Draht nach auswärts lieferten, die benötigten Lebensmittel mit.

Zum Zeitpunkt der Verleihung der Freiheitsurkunde werden es wenige hundert Einwohner gewesen sein, die in kleinen Lehmfachwerkhäusern wohnten und arbeiteten. Paul Rump nennt sie in seinem Aufsatz über die Nette „Zoggams und Gadems“, das sind kleine Einraumhäuser, in denen sowohl gewohnt als auch gearbeitet wurde. . Durch die Entwicklung der Drahtzieherei, vor allem mit Hilfe der Wasserkraft ab dem 14. Jahrhundert, wuchs die Bevölkerung und die Bebauung des Lennetales begann an den höher gelegenen Stellen. Es handelte sich um Fachwerkhäuser, die mit Stroh oder Holzschindeln gedeckt waren . In der frühen Zeit hatten sie noch keine Schornsteine, der Raum der Herdfeuerung zog durch das Haus und das Dach ab. Auch eine eigene Kirche wurde in den Jahren 1310 – 1318 gebaut. (unsere heutige Lutherkirche)

In den Jahren 1518 – 1702 gab es 3 Stadtbrände, bei denen große Teile der Freiheit und der Nette vom Feuer vernichtet wurden. Es ist anzunehmen, dass die Häuser jeweils an der gleichen Stelle und in der gleichen Art wieder aufgebaut wurden. Einen Eindruck von der Bauweise kann man im Nalshof bekommen, wo nach wie vor kleine, ineinander verschachtelte Fachwerkhäuser stehen. Man hat versucht, jeden Zentimeter auszunutzen. Die erste Nachricht über die Anzahl der Häuser stammt von 1717: 494 Häuser, davon eins mit Schiefer, 8 mit Ziegeln, 213 mit Brettern (Schindeln) und 265 mit Stroh gedeckt. Es gibt 84 Schmiede und 178 Drahtzieher.

1738 wohnen in Altena 3110 Menschen in 718 Haushalten, darunter 48 Reidemeister, 253 Drahtzieher, 31 Drahtschmiede, 25 Stahlschmiede, 4 Drahtschaberinnen. Die Siedlung konzentriert sich um Rathaus und Kirche, um die Mühle (am Markaner), die dem Lenne abwärts gelegenen Stadtteil den Namen gab und in der Nette, wo sich die Werkstätten befinden.

1750 werden in Nette und in Mühldorf wieder 300 Häuser durch eine Feuersbrunst in Schutt und Asche gelegt. Danach wird vom Landesherrn angeordnet, dass in Zukunft Häuser nur noch mit Ziegeln (oder Schiefer) gedeckt und außerdem verputzt werden sollen, um die Feuergefahr einzudämmen.

1765 gibt es in Altena 2783, Lüdenscheid 1235, Iserlohn 4005 Einwohner
1775 wohnen ungefähr 580 bürgerliche Familien in Altena, davon etwa 230 in der Freiheit, ungefähr 200 in der Nette und rund 150 im Mühlendorf
1818 (nach der Franzosenzeit) hat Altena 3362 Einwohner.
Von 1842 bis 1856 wächst die Bevölkerung von ungefähr 4300 auf rund 6000 Einwohner an. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wächst die Bevölkerung zusehends wegen der Gründung vieler neuer Werkstätten und “Fabrikskes“ die Arbeiter aus anderen Gegenden anziehen.
Die Stadt entwickelt sich. 1858 wird eine Städt. Gasbeleuchtung eingerichtet.

Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 folgen die Gründerjahre mit ungesunder Spekulation, die 1874-79 in einer großen Wirtschaftskrise enden.
1879 – 83 gibt es dann wieder eine allgemeine wirtschaftliche Belebung. Aus der Zeit stammen die mehrstöckigen, traufenständigen Häuser in der Innenstadt, die sehr unterschiedliche Fassaden in historisierendem Stil (Neobarock, klassizistisch, Jugenstil) haben. Viele Firmengründungen sorgen für wachsenden Zuzug von Arbeitern nach Altena, die Wohnraum benötigen.

Gustav Selve schafft sein Firmenimperium und baut viele Wohnhäuser für seine Mitarbeiter und Villen für seine Betriebsleiter (Lenneburg für den kaufm. Direktor; Hünenburg für den Betriebsleiter. Ensemble Lennestein mit Arbeiter- und Vorarbeiterhäusern in der Werdohler Str. und am Winkelsen; Arbeiterhäuser in der Neustadt heute Mühlendorf, „Badehose“ an der Lüdenscheider Straße u.a.m.)

1870 wird unter der Leitung von Altenaer Industriellen die Baugesellschaft gegründet Seit dem Mittelalter war die Stadt Zentrum der deutschen Drahtherstellung, durch die industrielle Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einem enormen Anstieg des Bedarfs an Arbeitskräften. Das schmale Lennetal und die gleichfalls schmalen Seitentäler mit den zahlreichen Kleinbetrieben schränkten im 19. Jahrhundert den Bau von Wohnhäusern stark ein. Die Arbeiter lebten auf engstem Raum zusammen. Die Folgen der Wohnverhältnisse waren Verwahrlosung und die Ausbreitung von Krankheiten wie Lungenschwindsucht, Rachitis und Diphtherie. Deshalb wurden dringend neue und preiswerte Wohnungen für die damals über 7 000 Einwohner zählende Stadt gebraucht.

Dies war Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts wohl die größte und einschneidendste Veränderung im Baubestand der Stadt Altena vor der Sanierungswelle in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, die noch einmal viele der alten kleinen Siedlungen (z.B. Küstersort) und Häuser vernichtete und Bauten errichtete, die dem damaligen Zeitgeschmack und auch den inzwischen geltenden Vorstellungen von Hygiene und Wohnkomfort entsprachen.

Dennoch ist an einigen Stellen der Stadt noch die mittelalterliche Bebauung zu finden, z.B. in der Thomee- und Klusenstraße, im Nalshof und auch auf der Bergseite der Lenne- und Kirchstraße. Einige haben neue Fassaden erhalten, wie z.B. bei Metzger Hücking (Lennestr. 13/15) und Kotzte (Lennestr. 53), andere sind noch genauso erhalten wie früher z.B. Nr. 9 (Sylvie); Nr. 21 (Lengelsen, das „Schießschartenhaus“), daneben Nr. 25 (Reduktionsform des märk. Bürgerhauses), Nr. 33. (Links neben Felsenplatz) und das ehemalige Reformhaus (Nr. 67).

Zusammengestellt von Ursula Rinke nach Informationen aus dem Stadtarchiv u. aus Heimatbilder von Ferdinand Schmidt

Siedlungsbau Stadtteile:

Der erste Teil des Breitenhagens wurde in den Jahren 1938 – 1940 bebaut. Aufgrund der Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg und dem Zuzug vieler Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten wurden dann 1950 – 1960 viele weitere Wohnhäuser gebaut.
Auch am Knerling entstand zunächst 1912,dann zwischen 1928 und 1936 und schließlich von 1950 bis 1956 eine Wohnsiedlung.
Die Planung und Errichtung der Wohnsiedlung Nettenscheid gescha zwischen 1962 und 1974, am Pragpaul von 1959 - 1961.

Aufstellung von Frau Biroth vom 12.05. 2017

Hochwasser 1940

Zur Grundversorgung der Bevölkerung

vorgetragen am Hochwasserdenkmal

Feuer und Wasser

Auf alten Darstellungen der Stadt kann man sehen, wie eng die Häuser in der heutigen Innenstadt, dem damaligen 'Mühlendorf', beieinander standen. Diese Enge kann man nachvollziehen, wenn man, z.B. auf dem Felsenplatz steht, der früher zwei Häusern Raum bot.
Die Häuser waren klein, es gab keine Brandmauer. Die Zimmer waren eng und dunkel, kleine Fernster ließen wenig Tageslicht herein.

In der Küche brannte das offene Herdfeuer. Nur wenige Häuser besaßen einen Schornstein, Qualm und Ruß konnten allein in den Rauchboden entweichen.
Von 484 Häusern war 1717 ein einziges mit Schiefer gedeckt, 8 mit Ziegeln, die restlichen mit Stroh, Brettern und Holzschindeln.
Der 'buchstäbliche' Funke genügte, um eine Katastrophe auszulösen.

Altena wurde immer wieder von Brandkatastrophen heimgesucht:
1518 wurde die Stadt fast ganz eingeäschert, 1574 zerstörte ein Feuer die gesamte Nette. Nach 1579/80 wurden 1702 bei einem verheerenden Brand 200 Häuser, 35 Drahtschmieden samt Rathaus, Kornwaage und Kornmühle in Schutt und Asche gelegt.
Wie gesagt: die offenen Feuerstellen brannten praktisch rund um die Uhr, um das mühsame Anzünden mit Feuerstein, Zunder und Stahl zu vermeiden.
Das glimmende Feuer schützte die Menschen vor der Nachtkälte. Haustiere wärmten sich am Feuer und mussten aufpassen, dass sie nicht zu nahe lagen und ihr Fell Feuer fing (siehe Katzenkorb im Burgmuseum).

Zur Beleuchtung wurden Kienspäne benutzt, Wachskerzen gab es nur in vornehmen Haushalten. Verlosch das eigene Feuer, wurden oft glühende Holzkohlen vom Nachbarn geholt, dabei genügte ein Windstoß, um ein Feuer zu entfachen.
Diese Umstände waren sicher auch die Ursachen für Brandkatastrophen in anderen mittelalterlichen Städten der Grafschaft Mark.

In Altena hatte das offene Herdfeuer aber noch eine andere, wichtige Bedeutung: In vielen Häusern standen Glühkessel auf den Feuerstellen, sie mussten Tag und Nacht befeuert werden. Der Draht, die wirtschaftliche Basis der Stadt, musste, um ihn ziehfähig zu machen, immer wieder geglüht werden. Über die Glühtöpfe wurde dann oft noch das Garn , das die Frauen aus Flachs gewannen, zum Trocknen gehängt.

Natürlich gab es Hilfen für die Altenaer: Nach dem Feuer von 1518 wurde die Verbreitung und Niederlassung des Drahtgewerbes außerhalb Altenas verboten. Nach dem Brand von 1702 gestattete der Landesherr eine landesweite Kollekte. Es ergingen Verbote: Die Verwendung ungeschützten Lichts wurde unter Strafe gestellt. Das Glühen innerhalb der Häuser wurde verboten ( das Glühen von Stahldraht blieb, nach einer Eingabe des Magistrats) weiterhin erlaubt. Nach einem königlichen Befehl von 1708 sollten regelmäßig die Rauchfänge gereinigt werden.

Dabei stand nicht unbedingt die Sicherheit der Bürger im Vordergrund, häufige Brände stürzten die Familien in Armut und verringerten das Steueraufkommen der Stadt.

Erst im letzten Drittel des 19. Jahrh. nahmen die Bürger den Brandschutz selbst in die Hand und gründeten freiwillige Feuerwehren.Außerdem musste in jedem Haushalt ein lederner Löschwimer vorhanden sein. Bei Bedarf wurden dann Ketten gebildet, um das Löschwasser zum Brandort zu transportieren. Wenn man die Schwierigkeiten bedenkt, die unsere modernen Feuerwehren bisweilen beim Löschen von Bränden haben,kann man sich vorstellen, wie wenig mit den primitiven Mitteln bei aller mühe erreicht werden konnte.

Das Hochwasserdenkmal weist aber noch auf eine Andere Art von Katastrophen hin, die Altena heimsuchte.Ddie Lenne, in früheren Jahrhunderten ein fischreicher Fluss und Nahrungsquelle für die Bevölkerung, überschwemmte bei Hochwasser große Teile der Innenstadt und richtete große Schäden an. Anders als andere Städte an der Lenne, lagen die zentralen Stadtteile, der engen Tallage geschuldet, unmittelbar am Fluss.
Viele Geschäfte und Kellerräume liefen sofort voll, wenn die Waren und Vorräte nicht rechtzeitig in obere Stockwerke geschafft worden waren, dann war alles verdorben.
Beim Hochwasser 1867 wurden der Frau Eichholz im Mühlendorf 15 volle Fässer Branntwein werggespült, sowie der Ziegenstall mit 2 Ziegen. Wegen der Enge und des Fehlens von Flächen für die Landwirtschaft wurden Ziegen, Schweine und Federvieh, bis weilen auch eine Kuh in kleinen Ställen in der Lennestraße gehalten.
Manche Hauseingänge liegen wegen der Hochwassergefahr ein paar Stufen höher, die Schäden hielten sich dann in Grenzen.

Da sich die Lenne im 19. Jahrhundert immer mehr zum Abwasserkanal entwickelte, weil nicht nur die häuslichen Abwässer und Abfälle sondern auch die hochgiftigen Säuren der Beizen in der Lenne entsorgt wurden, war nicht nur die Lenne tot, sonde4rn auich die Beseitigung von Dreck, Schlamm und Unrat nach einem Hochwasser eine große Herausforderung.

Mit dem Bau der Talsperren, insbesondere der Biggetalsperre, 1965, entschärfte sich die Hochwasser situation deutlich.
Zur Reinigung des Flusses unten mehr.

Der Bau der Lenneuferstraße, Fertigstellung 1980, war eine weitere Maßnahme, die die Hochwassergefahr bannte. Sie wurde als Trasse des Hauptsammlers ( seitdem geordnete Kanalisation) und zur Entzerrung des Durchgangsverkehrs gebaut.

Aufgeschrieben von Dieter Tischhäuser nach Unterlagen von Ulla Rinke, Dr. Christian Todrowski und Josef Lappe.

 Zögerehepaar

Frauen und Kinder

Vorgetragen am Nalshof

Über die Geschichte von Frauen zu erzählen, ist nicht einfach. In früheren Zeiten haben sich die Geschichtsschreiber nicht damit aufgehalten, über Frauen zu berichten, denn Geschichte wurde und wird im Allgemeinen von Männern gemacht.

Das Problem tritt bereits bei den Grafen von Altena und der Mark auf. Die erste Genealogie, die ich in die Hand bekam, führte nur die Männer und ihre Söhne auf. Da ich jedoch davon ausging, dass auch sie ihre Kinder auf normalem Wege bekommen haben, suchte ich weiter. Und tatsächlich, ich wurde fündig, allerdings sind Ehefrauen und Töchter nur dann namentlich erwähnt, wenn durch sie im Rahmen von Heirat oder Erbschaft die Gebiets-oder Machtbefugnisse erweitert werden konnten. So z. B. Eberhard I. von Berg- Altena (um 1130 – 1180), der Adelheid von Cuyk-Arnsberg heiratete oder Engelbert I. von der Mark (geb.1277) der in zweiter Ehe mit Elisabeth von Falkenburg vermählt war; Engelbert II. von der Mark (1330-1391) der Richardis von Jülich heiratete. Adolf II von Kleve( IV. von der Mark) heiratete eine Tochter von König Ruprecht von der Pfalz. Die Ehe blieb aber kinderlos und deshalb seine Frau in den Unterlagen namenlos.

Noch deutlicher ist es bei Handwerker oder Reidemeisterfamilien. Da werden die Ehefrauen und sogar Witwen noch bis ins 19. Jh. nur mit dem Namen (auch Vornamen ) ihres Ehemannes genannt. Ja, nach meiner Erfahrung, hat sich die Sitte auf dem Lande und in kleinen Städten sogar bis weit ins 20. Jahrhundert gehalten. Trotzdem war es durchaus möglich und teilweise sogar üblich, dass Witwen den Handwerksbetrieb oder das Gewerbe ihres Mannes weiterführten. So gab es im 18. Jahrhundert (Einwohnerliste von 1740/41) 6 ausdrücklich ausgewiesene Reidemeisterinnen . Dies waren Witwen, die das Geschäft ihrer verstorbenen Männer weiterführten und offensichtlich selbst das Reidungsrecht besaßen.

Diese Frauen hatten sicher schon zuvor im Familienbetrieb mitgearbeitet, verstanden etwas vom Drahthandwerk, hatten vielleicht die Bücher geführt und Abrechnungen gemacht und kannten die Vertragspartner, da sich zumeist Geschäfts- und Wohnhaus überschnitten.
Es ist auch verbürgt, dass Frauen Drahtrollen besaßen, die durch Pächter betrieben wurden. Auch Zögerinnen gab es, wenngleich man meist davon ausgeht, dass die schwere Arbeit nur von Männern bewältigt werden konnte. An den Zu- oder Nebenarbeiten,(Draht anspitzen, aufspulen, Drahtwinnen betreiben) die zu Hause getan werden konnten, waren sie ohnehin beteiligt. Bürgermeister Dulläus berichtet in seiner Chronik, dass der große Stadtbrand 1702 deshalb ausbrach, weil die Witwe Voswinkel zu Hause in einem Kessel Draht glühte, der das Haus in Brand setzte, wodurch die halbe Stadt ein Raub der Flammen wurde.

Eine Reihe von Frauenberufen ist in Altena ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert bekannt, als da sind Drahtschaberinnen, Kleinnäherinnen, Krämerinnen und Hökerinnen, Handarbeiterinnen, Fuselbrennerinnen und Tagelöhnerinnen. Zu Ende des 18. Jahrhunderts kamen dann noch Arbeiterinnen in der Nadelfabrikation dazu.
Zweimal in der Altenaer Geschichte sind auch Totengräberinnen bezeugt. Eine davon ging ihrem Beruf sogar bis ins 73. Lebensjahr nach.
Natürlich haben die Frauen auch in allen anderen Handwerksberufen in den Familien mitgearbeitet. Zudem waren sie von Alters her für die Versorgung des Haushaltes und die Erziehung und Betreuung der Kinder zuständig und wir wissen, dass das früher mit viel mehr Gefahren und Mühen als heute verbunden war.

Übrigens ist auch überliefert, dass sie politisch aktiv waren . Als 1666 der Lohn ihrer Männer herabgesetzt wurde, gab es Aufruhr, war zu Geldstrafen führte, die natürlich erst recht nicht bezahlt werden konnten. Alle Bitten um Gnade halfen nichts, bis schließlich 20 Frauen nach Lünen zogen, wo der Kurfürst durchkommen sollte und sich diesem mit einem Gnadengesuch zu Füßen warfen. Der war so genervt, dass er für die Aufhebung der Strafen sorgte.
Auch als 1770 der General Wolfersdorf die Zöger zu den Soldaten holen wollten, obwohl sie durch ein königliches Privileg vom Wehrdienst befreit waren, sorgten sie zusammen mit den Männern für einen Empfang, der den General und sein Leibregiment zum Rückzug zwang. Sie schütteten heißes Wasser und den Inhalt der Nachttöpfe von den Felsnasen auf die ankommenden Soldaten.

Schulbildung, d.h. das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen war für Frauen bis zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht nicht üblich. In der Reformation wurde erstmalig die Forderung laut, allgemeine Schulen für Jungen und Mädchen einzurichten. Grundlegend war Martin Luthers Schrift An die Ratsherren aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen (1524) Seit 1794 gab es in Preußen, wozu die Grafschaft Mark ja seit 1609 gehörte eine „Unterrichtspflicht“, d.h. der ‚Hausvater‘ hatte die Pflicht für den Unterricht der Kinder zu sorgen. Konnte er das selbst nicht, so sollte er seine Kinder auf eine Schule schicken. Die Wohlhabenden schickten ihre Kinder natürlich auf Privatschulen, die vielfach auch von den Kirchen betrieben wurden, wie es auch hier in Altena üblich war. Die Lateinschule ist seit 1626 bezeugt.
Die Kinder der Arbeiterfamilien wurden schon in frühem Alter in den Arbeitsprozess einbezogen. Mit 6 Jahren war die Kindheit vorbei. Sie halfen im Haushalt und bei der Heimarbeit (Nadeln aufstecken); mit 8-9 Jahren wurden sie schon in die Fabriken integriert. Die Mädchen mussten die Öhre in die Nähnadeln schlagen; die Jungen wurden zu Hilfsarbeiten beim Drahtziehen herangezogen etc. 14 – 16jährige wurden schon als Meister freigesprochen.

1839 wurde das erste Schutzgesetz für arbeitende Kinder erlassen. Dass es dazu kam, lag an der Erkenntnis, dass zu frühe und ständige Fabrikarbeit zur Wehrdienst-Untauglichkeit führte. Es ging also nicht um das Kindeswohl. Nach dem Schutzgesetz durften nun Kinder unter neun Jahren überhaupt nicht mehr in den Fabriken beschäftigt werden und Jugendliche unter 16 Jahren nur dann, wenn sie drei Jahre lang die Schule besucht hatten. Wurden Fabrikschulen gestellt, konnte die Verpflichtung zum vorherigen Schulbesuch entfallen.

Die tägliche Arbeitszeit der Jugendlichen durfte zehn Stunden nicht überschreiten. Sonn- und Feiertagsarbeit sowie Nachtarbeit wurden untersagt. Schon diese minimalen Schutzbestimmungen führten zum (wenn auch vergeblichen) Protest von Arbeitgebern, und die Bestimmungen wurden vielfach umgangen. Deshalb gab es 1853 – 55 neue Gesetze, nach denen die Arbeitszeit der schulpflichtigen Kinder in den Fabriken 6 Stunden nicht mehr überschreiten durfte. Der Unterricht sollte vor Arbeitsbeginn stattfinden und auf keinen Fall sonntags während der Zeit des Gottesdienstes. Nun wurden Fabrikinspektoren eingesetzt, die die Einhaltung der Vorschriften zu überwachen hatten. Auch hier gab es natürlich Schlupflöcher und „Hintertüren“.

Abhilfe schaffte die Novelle der Gewerbeordnung und Abschaffung der Kinderarbeit vom Juli 1878. Nun war Kinderarbeit der 6-12jährigen nur noch bei der Heimarbeit und in der Landwirtschaft erlaubt. Kinder unter 14 Jahren durften nicht mehr als 6 Std. täglich arbeiten, Jugendliche von 14-16 Jahren nicht mehr als 10 Stunden. Kinder unter 12 Jahren durften erst erwerbstätig werden, wenn sie 6 Jahre lang eine Schule besucht hatten. Anlass dieser Neuregelungen war - wie auch bei den früheren Schutzgesetzen - die immer noch gültige Erkenntnis, dass Fabrikarbeit die Gesundheit der Heranwachsenden beeinträchtigte und ihre Tauglichkeit als Rekruten minderte.

Die älteste Nachricht über eine Schulpflicht in Altena, die sich auch auf Mädchen erstreckte stammt aus der „Gemeinen Kirchenordnung der ev .luth. Gemeinde in Altena von 1626. Allerdings dauerte es noch bis 1855 bis eine höhere Töchterschule gegründet wurde. die ersten Lehrkräfte waren ausschließlich Männer. Die Leitung wurde von dem Pfarrer wahrgenommen. Als 1863 eine zweite Klasse eingerichtet wurde, kam erstmals eine Lehrerin an die Schule. Viel mehr gäbe es zu diesem Thema noch zu berichten.

Aber für heute soll dies genügen. Wer mehr wissen will, der sei auf unsere Führung über die „starken Frauen von Altena“ verwiesen so wie auf das Buch "Frauenleben in Altena " von der Altenaer Frauengeschichts-Werkstatt.
Zusammengestellt von Ursula Rinke nach Unterlagen aus dem Stadtarchiv,

Altes Rathaus

Verwaltung und Gerichtswesen

Vorgetragen am "Alten Rathaus" in der Lennestrraße

Von der Zeit an, wo es Aufzeichnungen darüber gibt (1493) , wissen wir, dass Altena einen Rat aus 12 Personen hatte, von denen zwei Bürgermeister waren. Gewählt wurde jedes Jahr 1 Woche nach Ostern dergestalt, dass die Hälfte des Rates im Amt blieb, während 5 Ratsmitglieder und ein Bürgermeister neu gewählt wurden. Jeweils vier kamen aus der Freiheit und zwei aus dem Mühlendorf.
Für die Nette, die ihr eigenes Versammlungshaus hatte (das Netter Dömchen) wurde ein Vertreter gewählt, der in der Nette praktisch als Bürgermeister fungierte.
Die Aufgabe des Rates war es, das Gemeinwesen nach den überlieferten „Willküren“ zu regieren und das Beste für die Bürger und Einwohner zu erreichen. An den Ratssitzungen nahmen auch sechs Gemeindevorsteher teil ,u.z. je 2 Schmiede, 2 Bankzöger und 2 Kleinzöger, deren Aufgabe es war, die Amtsführung des Rates und vor allem die Qualität des hergestellten Drahtes zu überwachen, nach Dicke und Gewicht, weshalb sie nach dem dafür notwendigen Werkzeug auch Klovemeister oder Klinker genannt wurden.

Unmittelbar nach der Wahl des Rates und der Vorsteher fand die Ämtervergabe statt und zwar wurden die Aufgaben innerhalb des Rates verteilt und die jährlich wechselnden Beamten neu gewählt, nämlich je ein Akzisemeister für Freiheit, Mühlendorf und Nette und zwei “Baumeister“ für die gesamte Freiheit, die die Aufsicht über die im Rathaus aufbewahrten Waffen und die Feuerschutzeinrichtungen hatten.
Der Ratsschreiber bzw. Sekretär wurde auf unbestimmte Zeit gewählt, so dass er infolge seiner Erfahrung in der Verwaltung und der Kenntnis der städt. Gesetze großen Einfluss gewann. Er musste einen Amtseid ablegen, der ihn zu Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit verpflichtete. Für die niederen Dienstleistungen gab es den Freiheitsknecht oder Ratsdiener, der für die Einberufung zu den Ratssitzungen zu sorgen, die Gewichte der Bäcker und Krämer zu überwachen, Pfändungen vorzunehmen und Gefangene zu überwachen hatte. Bei Hochzeiten mit über 12 Personen machte er den Gastbitter.

Die ersten überlieferten Bürgermeister von 1493 waren Hannes Slebusch und ein zweiter, dessen Name leider verstümmelt ist.
Josef Lappe schreibt; “Da die Mitglieder des Rates durch Verwaltung und Rechtspflege stark in Anspru ch genommen waren, aber in der Regel keine Entschädigung für ihre Tätigkeit erhielten, ergab es sich von selbst, dass in der Regel nur wohlhabende Bürger das Amt von Bürgermeister und Ratsherren bekleiden konnten. Demzufolge übten die Reidemeister großen Einfluss aus“.
Dieser Satz deutet jedoch noch auf etwas anderes hin, nämlich dass es in den Jahrhunderten nach der „Stadtgründung“ keine Gewaltenteilung gab, wie wir es heute gewohnt sind.

Ratsmitglieder und Bürgermeister sowie die Gemeindevorsteher waren auch für die Rechtsprechung zuständig.
Es gab quasi drei Gerichte, die für die Freiheit zuständig waren: das Freiheitsgericht, die Ratsbank und das Brüchtengeding.
Graf Engelbert III. versprach den Altenaern 1355, ihr Bauergericht beizubehalten. Damit war ein Gerichtsbezirk aus der umliegenden Landgemeinde herausgehoben. Der Grund dafür war, dass Altena mit seiner Metallbearbeitung andere Probleme hatte als die bäuerliche Umgebung. Auf dieses Vorrecht pochten die Altenaer im Laufe der Entwicklung immer wieder und behielten es bei bis zur großen Rechtsreform Friedrichs II des Großen 1748.
Das Freiheitsgericht bestehend aus Rat, Bürgermeistern und Klovemeistern als „Umstand“ tagte alle 14 Tage. Der Freiheitsrichter (auch Stadtrichter oder Bürgerrichter genannt) wurde von diesem Gremium gewählt, hatte jedoch nur das Urteil zu verkünden. Konnte der Umstand zu keinem Schluss kommen, wurde die Sache an den Rat überwiesen; fand auch dieser kein Urteil, so wurde Weisung beim Hochgericht in Lüdenscheid eingeholt. Dieses war für den südlichen Teil der Grafschaft Mark zuständig. Gerichtet wurde über die Schuld in Worten und Schlägen , die ohne „eckigte “ Waffen aufgeteilt wurden. Schuldforderungen, Flusssachen und Streitigkeiten zwischen Herren und Knechten,bei denen es um weniger als 10 Reichstaler ging, wurden vor der Ratsbank (bestehend aus den Mitgliedern des Rates und den Beisitzern) verhandelt. Nur wenn kein Urteil zu finden war, wurde an das Freiheitsgericht überwiesen. Vorbildung der Freiheitsrichter war zunächst nicht nötig, ja sie konnten zum Teil nicht einmal lesen oder schreiben, geschweige denn Latein. Dies wurde erst im 17. Jahrhundert zum Problem, als es mehr Universitäten und damit Studiengänge in Rechtswissenschaften gab.

Arnold Bernhard Dulle (der sich wie sein Vater, der Bürgermeister Dulläus nannte) war 1708 der erste juristisch vorgebildete Freiheitsrichter von Altena. Etwa 20 Jahre später musste Melchior Goecke bereits eine „Proberelation“ verfassen.(unter Fr.Wilh.I) (1728)
Damit spitzten sich die Kompetenzstreitigkeiten zu. Aber selbst die Einschaltung der Regierung zu Kleve brachte keine Änderung, da Justizbehörde und die Kriegs- und Domänenkammer sich nicht einig waren. Ein weiteres Gericht, das ebenfalls im Rathaus tagte war das Brüchtengeding. Dieses war für Gewalttaten zuständig, bei denen Blut geflossen war. Der Richter hieß Gewaltrichter (Auch Hochgraf, Hogreve etc.) und wurde vom Landesherrn auf unbestimmte Zeit eingesetzt. Es verhängte Freiheitsstrafen aber auch die Todesstrafe, die auf dem Galgenkopf (Breitenhagen) ausgeführt wurde. Wenn die Richtstätte durch Lennehochwasser nicht zu erreichen war, auch auf dem Halsknopf vollstreckt.

Aus all dem ist nun vielleicht besser zu verstehen, warum Bürgermeister und Rat zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Rathaus räumten und sich eine andere Bleibe suchten. Die Gerichtsverhandlungen nahmen so viel Zeit und Raum ein, dass für Verwaltung und Rat nichts mehr übrig blieb.

Etwas Ungewöhnliches ist noch zu berichten, nämlich die Möglichkeit des Gradebittens mit dem Gnadenseil. Bei fürstlichen Hochzeiten oder auch Huldigungen wurde in den betreffenden Städten ein schwarz-weißes Seil ausgetragen, das Menschen, die für sich oder Angehörige um Gnade bitten wollten, ergreifen konnten. Ihr Anliegen wurde dann von Beauftragten geprüft und wenn Aussicht auf Gnade bestand, wurde es dem Fürsten vorgetragen, der die Begnadigung aussprach.

Ein solcher Vorgang ist auch aus Altena überliefert. Wilhelm Simons erzählt ihn in seinem Buch „Altena und seine Schützen“ und zwar geschah dies 1669 anlässlich der Huldigung des Landesherrn, die von den Regierungsräten von Hüchtenbrock und Bachmann entgegengenommen wurde. Der Hogreve von Altena Georg Grüter empfing die Commission und warf das Gnadenseil aus , das von zwei Männern und einer Frauensperson ergriffen wurde, die des Ehebruchs schuldig waren. „Sie wurden hernach von den Herren Commissarien pardonniert.“

Der Bericht wurde von Ursula Rinke nach Artikeln in der Zeitschrift "Der Märker", und aus "Die Freiheit Altena" von Josef Lappe zusammengestellt.

Burg Holtzbrinck

Amt und Kreis Altena

Vorgetragen an der Burg Holtzbrinck

Hier war etwa 100 Jahre lang der Sitz des 1753 gegründeten Kreises Altena, denn die Männer der Familie von Holtzbrinck waren die Landräte dieses Kreises. Wir kam es dazu und warum blieb das Amt über Generationen in einer Familie?

Dazu müssen wir zuerst einen Blick in die Territorialgeschichte der Grafschaft Mark werfen. Zunächst bildete diese eine natürliche Einheit mit der Familienhistorie ihrer Grafen. Damals war die Mark noch kein geschlossenes Gebiet; das wurde sie erst nach und nach im 14. Jh. Eingesprengt blieben jedoch die Gebiete der Reichsstadt Dortmund und des Gerichts Huckarde, das zu Essen gehörte.
Um die Wende des 14.zum 15. Jh. drohten die Familiengeschichte der Grafen von der Mark und die märkische Territorialgeschichte durch Zwistigkeiten zwischen den Brüdern Adolf VI/II und seinem Bruder Gerhart auseinander zu scheren.

In dieser Zeit wuchs die Bedeutung der ständischen Vertretung des Landes, die aufgrund ihrer Privilegien ein Gegengewicht zum fürstlichen Regiment bildete.
Zu den Landständen zählten die „qualifizierten Ritterbürtigen“. d.h. begüterte Adlige und die 6 sog. „Hauptstädte“ Hamm, Iserlohn, Kamen, Lünen, Schwerte, Unna. Sie kamen alljährlich auf Landtagen zu getrennten Beratungen und vereintem Beschluss zusammen, wobei es vornehmlich um das Recht der Steuerbewilligung ging.

Ende des 15.Jh. zeichnete sich die Vereinigung der Fürstenhäuser Kleve-Mark-Ravenstein und Jülich-Berg-Ravensberg ab, d.h. die Einfügung der Grafschaft Mark in ein politisch und wirtschaftlich zukunftsreiches Staatengebilde. Der innere Ausbau des Herrschaftskomplexes zwischen Hellweg und Süderland war gleichzeitig zum Abschluss gekommen.
Die gezielte Gründung von Städten und Freiheiten hatte dazu beigetragen, dass sich Knotenpunkte für ein Netz einer landessherrlichen Amtsverfassung herausbildeten.. Hierdurch entstanden historisch gewachsene und allmählich unter Landeshoheit vereinte Verwaltungs- und Gerichtsbezirke. Die größeren, Ämter genannt, umfassten 12 Kirchspiele, die ihrerseits aus mehreren Bauerschaften bestanden. Daneben gab es noch kleinere Herrschaften oder (Eigen) Gerichte.
Aus diesen Bezeichnungen geht schon hervor, dass Verwaltung und Gerichtsbarkeit zu dieser Zeit noch keineswegs getrennt waren. Seit alters her war der Lehnsherr oder Landesherr gleichzeitig der Gerichtsherr.

Im 13.und 14. Jahrhundert trat ein neuer Beamtentyp hervor: der Amtmann oder Drost, meist von Adel, den Landesherrn rechenschaftspflichtig und prinzipiell absetzbar. Er übte die richterliche und polizeiliche Gewalt der alten Go- oder Freigrafen aus.
Der Amtmann oder Droste musste innerhalb seines Amtsbezirkes für den bewaffneten Schutz von Grenzen und Untertanen sorgen und die Landwehren in gutem Stand erhalten. Außerdem gehörte es zu seinen Aufgaben, die Geld- und Naturaleinkünfte des Landesherrn einzufordern, Recht zu sprechen und Urteile zu fällen. Dafür genoss er Wohnrechte im Amtshaus, meist, wie in unserem Falle eine Burg und durfte Dienste von den Untertanen beanspruchen.
Der Amtmann oder Droste war kein in unserem Sinne bezahlter Beamter, im Gegenteil er hatte von seinen Einkünften einen Teil an den Landesherrn zu zahlen, oft sogar im Voraus. So ein Amt wurde an den Meistbietenden verpfändet. Durch solche Geschäfte wechselte die Amtsstellenvergabe aus der freien Verfügung des Fürsten in den Anspruch kapitalkräftiger Adliger, die ihre Ämter bald als erblichen „Besitz“ betrachteten.
Ämterkauf war bis ins 18. Jahrhundert eine durchaus gängige und akzeptierte Praxis. Auf diese Weise wurden auch in der Grafschaft Mark Verwaltung und Rechtsprechung organisiert und von konkurrierenden „Beamten-Unternehmern“ wie ein Geschäft betrieben. Um die Steuern einzutreiben wu

Um 1560 erließ Herzog Wilhelm von Kleve eine „Ordnung“ in der alle Aufgaben der Amtleute zusammengefasst waren. Auch die Rechtsprechung sollte in einer „Klevischen und Märkischen Landgerichtsordnung“ zusammengefasst werden, dies scheiterte jedoch am Widerstand der klevischen Städte.
Es gab zu der Zeit in der Grafschaft Mark 14 Ämter, mit nachgeordneten Gerichten und 6 selbständigen „Jurisdiktionen“ (Eigen-Gerichten) Dieser Zustand blieb im Wesentlichen bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts erhalten : Diese Amtsbezirke hießen: Amt Hamm, Unna, Kamen, Lünen, Bochum , Hörde, Blankenstein, Schwerte, Wetter, Altena, Iserlohn, Neuenrade, Plettenberg-Schwarzenberg, Neustadt , ferner die Gerichte Stiepel, Herbede, Witten, Mengede-Bodelschwingh, Horst, Buddenburg, Stadt Soest und Samtstadt Lippstadt.

Das Amt Altena bestand aus den alten Gogerichten, nämlich, Altena, Breckerfeld und Lüdenscheid, zusammen auch Vest Lüdenscheid genannt, 1470 zum Amt Altena vereinigt.

Die Bewirtschaftung des landesherrlichen Domanialbesitzes (Pachtgüter, -länder, Mühlen, Jagden und Fischereien Gehölze und Weiden etc.) bzw. die Erhebung der davon anfallenden Einkünfte (Pacht, Zins und Sterbefallabgaben) wurden von besonderen, den Amtmännern nicht unterstellten Rentmeistern eingezogen. Auch sie erhielten ihre Stellen durch Ämterkauf. Die Zuständigkeiten der „Renteien“ folgten der topografischen Streulage der Tafelgüter, entsprachen also nicht den Amtsbezirken. (In unserem Falle z.b. dem Kelleramt das sich auf verschiedene Höfe von Werdohl-Dresel bis Iserlohn-Kalthof erstreckte.)

Die Renteien lieferten im 16. Jh. Allerdings nur noch schmale Einkünfte, denn der Domanialbesitz war unter den letzten klevischen Herzögen meistenteils verpfändet, um deren Schulden zu decken. Der spanisch-niederländische Krieg, der die Mark etwa ab 1584 überzog, tat ein übriges, die Bindungen zum Landesherrn zu lockern, so dass es umso leichter war, die Länder nach dem Tod des letzten Herzogs und dem danach folgenden Erbfolgestreit zu trennen.

1614 gingen Pfalz-Neuburg und Brandenburg-Preußen als neue Besitzer hervor. Seit 1666 waren nur noch die Kurfürsten von Brandenburg bzw. später die Könige in/von Preußen berechtigt, den Titel eines Grafen von der Mark und den von Rot und Silber in drei Reihen geschachteten Querbalken auf goldenem Feld im Wappen zu führen.

Die Berliner Zentralgewalt war darauf bedacht, die wirtschaftlich wichtigen Westprovinzen in sich und in ihrer Beziehung zum Gesamtstaat zu vereinheitlichen. Die Hebel für diese Bewegungen waren die Aufstellung eines stehenden Heeres, merkantilistische Wirtschaftsförderung, Einführung neuer Steuerarten (Akzise) und Entwicklung moderner Beamtentypen (Kommissar, Steuerrat) – möglichst mit fester Besoldung und daher ausschließlich dem Staatsinteresse verpflichtet.

Von hier an gab es bis zur Verwaltungs- und Justizreform durch Friedrich II.(den Großen) einen ständigen Machtkampf zwischen den absolutistischen Bestrebungen des Territorialherrn (Kurfürst bzw. König) und den Kleve-Märkischen Ständen, die auf ihren Vorrechten und vor allem auf der Besetzung der Stellen aus ihren Reihen bestanden.

Zu gleicher Zeit trieb der überkommene Ämterkauf immer üppigere Blüten, sei es in Form von (eigentlich unzulässigen) Stellenakkumulationen, sei es durch die Ernennung von Hilfsbeamten an der Seite der eigentlichen Amtsträger.
Die Amtmänner verstanden sich immer weniger darauf, Ihre Aufgaben selbst zu erfüllen. Sie delegierten ihre Aufgaben mehr und mehr an die Richter, die schließlich mitsamt ihrem Gerichtsschreiber und Gerichtsboten oder Fronen die lokale Amtsgewalt allein repräsentierten.
Die Vergabe einer Amtmannsstelle hingegen bedeutete nur noch die Vergabe einer Sinekure, d.h. ein Amt mit dem Einkünfte, aber keine Amtspflichten mehr verbunden waren. König Friedrich Wilhelm I. ließ diese gern besonders verdienten Offizieren zukommen. Aber diese befehlsgewohnten Herren versuchten bisweilen die Amtsgewalt auszuüben, besonders eigenmächtig Sondersteuern zu erheben. was ihnen jedoch einen Verweis vom König einbrachte.

Auch in den „Jurisdiktionen“ neigten die Gerichtsherren und ihre Privatrichter dazu, die ihnen bewilligten Kompetenzen auf Kosten der Untertanen wie des Landesherrn eigenmächtig auszudehnen. Deshalb erließ der König 1739 ein neues Justizreglement, das allerdings 10 Jahre später wiederholt werden musste, weil sich weder im Herzogtum Kleve noch in der Grafschaft Mark die Richter auch nur in einem einzigen Punkt danach richteten, sondern „die Prozesse in der größten Unordnung traktiert hatten“.

Indessen bewährte sich die Aufgabenanhäufung von Rechtsprechung und Verwaltung bei den Richtern nicht. Sie benahmen sich im Amt häufig wie Despoten vom Schlage eines „Dorfrichter Adam“

Die lukrative Verkaufspraxis von Ämtern wurde erst um 1750. endgültig beseitigt. Zu Beginn des 18.Jh. verstärkte sich die staatliche Einflussnahme und um die Jahrhundertmitte wurde die alte Amtsverfassung durch die Kreiseinteilung des märkischen Territoriums abgelöst auf der Basis einer strikten Trennung von Justiz und Verwaltung.
Auf die Reformvorschläge des Reichskanzlers Cocceji hin wurde 1753 die alte Amtsverfassung ganz aufgehoben und durch eine neue Kreisverfassung nach kurmärkischem Muster ersetzt. Die Grafschaft Mark erhielt dabei vier landrätliche Kreise. Einer davon war der Kreis Altena,
Der Kreis Altena bestand von 1753 – 1968 und umfasste die ehemaligen Ämter Altena, Neuenrade, Plettenberg, Breckerfeld und die Gerichte Lüdenscheid und Meinerzhagen

Erster Landrat war von 1753 – 1759 Heinrich Freiherr von Vaerst.
Ihm folgten bis 1878 die Landräte aus der Familie Holtzbrinck., u.z. zuerst Georg Wilhelm Lent gen. Holtzbrinck, der gleichzeitig Akzise-Inspektor war und dann preußischer Kriegsminister wurde.
Ihm folgte Heinrich Wilhelm (I.) von Holtzbrinck, der auch zum Landesdirektor, d.h. dem Sprecher der Landräte der Grafschaft Mark ernannt wurde. Heinrich Wilhelm II. von Holtzbrinck war ebenfalls Landrat und Landesdirektor. Er kämpfte um die Geldmittel für die Fertigstellung der Straße nach Lüdenscheid, stellte sein Haus 1853 als Quartier für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (später König Friedrich Wilhelm IV) zur Verfügung. Besonders verbunden war er der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft und pflegte eine enge Freundschaft mit dem Oberpräsidenten Westfalens, dem Freiherrn Ludwig von Vincke. Er konnte das seltene Fest seines 50jähriges Landratsjubiläums begehen,
Heinrich Wilh. III trat in den Differenzen zwischen dem preußischen König und dem liberalen Abgeordnetenhaus in Berlin für einen Kompromiss ein, dem 1867 schließlich zugestimmt wurde. Als aber auf Intervention des Königs der zuständige Minister und die meisten Kabinettsmitglieder umfielen, nahm er seinen Abschied. Aufgrund dieser Regierungskrise berief der König am 8.Okt. 1862 Otto von Bismarck zum neuen Ministerpräsidenten.
Arnold Ludwig v. Holtzbrinck galt als liberal und volksverbunden. Er wurde 1857 zum Hauptmann der Schützengesellschaft gewählt. Außerdem setzte er sich sehr für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ein., er war Mitbegründer der Einsaler Walzwerke und ließ das Siechen- und Krankenhaus des Johanniter-Ordens auf der Burg errichten. Er war bekannt für die Förderung sozialer Einrichtungen und war nach seinem Ruhestand noch Kreisdeputierter und Mitglied des Provinziallandtags sowie als Vorsitzender der Provinzial Wegebau Kommission bis zu seinem Tode 1886 tätig.
Ihm folgten dann schon nicht mehr mit Sitz hier in der Burg Holtzbrinck Wilhelm Schmieding, Francis Kruse, Hermann Heydweiler und 1901 – 1927 Fritz Thomée.

1968 war dann auch die Ära Altenas als Kreissitz zu Ende. Und 1975 wurde die Burg Holtzbrinck Kultur- und Bürgerzentrum für Altena.

Zusammengestellt von Ulla Rinke
Quellen: Holtzbrinck-Familiengeschichte
Fürsten, Räte, Untertanen – Die Grafschaft Mark, ihre lokalen Verwaltungsorgane und die Regierung zu Kleve von Jürgen Kloosterhuis ind „Der Märker“, 35-Jg. Heft 1 ff.
Wikipedia

Zögerrelief

Draht

Vorgetragen am Stapel.

Der Name Altena ist untrennbar mit dem Wort Draht verbunden, und deshalb möchte ich Ihnen jetzt etwas über die Geschichte des Drahtes und der Drahtzieherei erzählen.

Fangen wir ganz vorn an: Wie lange ist Draht überhaupt schon bekannt. Viel länger als die meisten von Ihnen wohl erwarten würden. Man kennt Draht seit etwa 5000 Jahren. In dieser frühen Zeit konnte man Draht aber noch nicht ziehen; man musste ihn schmieden. Dazu wurde das Metall flachgeklopft, in Streifen geschnitten und dann aufgerollt.

Wann die Drahtzieherei genau begann, wissen wir nicht. Die Experten vermuten, daß es 500 – 600 Jahre vor Chr. war, und wahrscheinlich im vorderen Orient. Die Römer haben wohl um die Zeitenwende herum angefangen, Draht zu ziehen, aber ganz genau wissen wir es erst von den Wikingern, die um 800 n.Chr. mit der Drahtzieherei begonnen haben. Das wissen wir deshalb so genau, weil in Haithabu, der großen Wikingerstadt an der Ostsee, Ziehsteine gefunden wurden.

In dieser frühen Zeit war die Drahtzieherei nur etwas für starke Männer, denn sie hatten außer ihren Muskeln keine Hilfsmittel. Deshalb kam die Drahtzieherei auch erst richtig zur Blüte, als man gelernt hatte, die Wasserkraft zu nutzen. Das war etwa ab dem 14. Jahrhundert.

Es wird oft behauptet, Altena sei die Wiege der Drahtzieherei gewesen. Das ist vermutlich nicht ganz richtig. Die eigentliche Wiege war wohl eher die Gegend um Nürnberg. Als unsere Grafen einmal dort unterwegs waren, haben sie die Industrie dort gesehen und sich gedacht: Das können wir auch. Wir haben genug Holz, wir haben Eisenerz und wir haben reichlich Wasser für die Wasserräder. Also haben sie die Industrie hier angesiedelt, und die ist in kurzer Zeit dermaßen explodiert, daß niemand mehr an Nürnberg dachte.

Natürlich beschränkte sich die Drahtzieherei nicht allein auf Altena, sondern breitete sich auch in den Nachbarorten aus, so daß es bald eine heftige Konkurrenz zwischen Altena, Lüdenscheid und Iserlohn gab. Um etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen, einigte man sich darauf, daß Iserlohn nur die dünnen, Altena nur mittelstarke und Lüdenscheid nur die dicken Drähte ziehen sollte. Danach herrschte weitgehend Ruhe.

Es gab aber noch ein weiteres Problem: Unsere Zöger, so nannte man hier die Drahtzieher, waren zwar sehr geschickt darin, ihr Material zu bearbeiten, leider aber sehr ungeschickt, wenn es darum ging, ihre Erzeugnisse zu verkaufen. Daher richtete man auf dem Bungernplatz den „Stapel“ ein, wo die Drahtzieher ihre Produkte zwischenlagern, also stapeln konnten. Verkauft wurden sie dann von jemandem, der etwas davon verstand, und anschließend bekam jeder seinen gerechten Anteil. Die Altenaer Drahtzieher mußten allerdings einen „Zögereid“ leisten, in dem sie versprachen, ausschließlich in Altena Draht zu ziehen. Um in einer anderen Stadt arbeiten zu dürfen, brauchten sie eine amtliche Genehmigung.

Der Stapel bestand bis Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts die Gewerbefreiheit erklärte; danach konnte er sich nicht mehr halten. Aber er war wohl auch nicht mehr notwendig, denn Altena ist auch ohne ihn bis heute Drahtstadt. Und auch wenn Altena weniger als 20.000 Einwohner hat, ist es immer noch eins der großen Drahtzentren der Welt.

Text von Stadtführerin Jutta Klinke

Zieheisen

Altena - seit Jahrhunderten auf Draht

Lutherkirche

Im Stadtkern - die alte Stadtkirche"

Mohrenkuhle

Die Mohrenkuhle - im alten Siedlungskern der Nette"

Regina

Plastik von Wolfgang Kreutter im Garten der Burg Holtzbrinck
Geschenk des 'Altenaer Kreisblattes' an die Stadt Altena anlässlich seines 150jährigen Bestehens.

Glockenspiel - initiiert von Arnold Rump, gesponsert von Altenaer Firmen, Vereinen und Einzelpersonen - zur Erinnerung an den Dichter-Komponisten Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio, der beeindruckt von der Landschaft das Lied "Kein schöner Land in dieser Zeit" schuf.

Pott Jost Denkmal von Peter Klassen
aufgestellt anlässlich des Neubaus der Ersatzbrücke für die Steinerne Brücke. Der Rat beschloss am 2.5. 1988, dass die Brücke 'Pott-Jost-Brücke' heißen sollte.

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